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[2019/03/22]

Massendigitalisierung statt Vorführkopien

Neue Ausrichtung des Bundesarchivs – Konzentration auf das Archivgut des Bundes

22. März 2019. – Das Bundesarchiv setzt bei der Sicherung der analog überlieferten Filme auf Massendigitalisierung, d.h. es sollen prinzipiell alle im Bundesarchiv vorhandenen rund 155.000 Filme digitalisiert werden. Bei eindeutiger inhaltlicher Redundanz wird aber nur das technisch bessere Stück digitalisiert. Bei der Digitalisierung konzentriert sich das Bundesarchiv auf das filmische Erbe des Bundes, das zudem vorrangig erschlossen wird.

Die neue Ausrichtung der Filmabteilung des Bundesarchivs geht aus dem letzten Heft der Zeitschrift Forum von Dezember 2018 hervor und wurde am 12. März vom Präsidenten des Bundesarchivs Michael Hollmann bei einem Pressegespräch präzisiert.

Primär versteht sich das Bundesarchiv als Archiv und nicht als Filmverleih; der sichernde und bewahrende Charakter der Digitalisierung hat Vorrang. Die Bearbeitung und Rekonstruktion von analog überlieferten Filme mit dem Ziel einer Aufführung ist nicht mehr prioritär und soll nur noch in wenigen ausgewählten Fällen erfolgen. Fortan bleibt es Benutzern wie etwa Filmproduktionen und kommunalen Kinos überlassen, die vom Bundesarchiv hergestellten Rohscans qualitativ zu bearbeiten und in ein verwertbares Format umzuwandeln. Tatsächlich verleiht das Bundesarchiv ausweislich der Datenbank Benutzungsmedien Film Online (Stand: 4. Februar 2019) aktuell nur sieben DCPs.

Bei externen Dienstleistern hat das Bundesarchiv bis Jahresende 2018 etwa 1.400 analoge Filme digitalisieren lassen. Für Interessenten besteht aber noch keine Möglichkeit, diese Digitalisate zu sichten. Derzeit installiert das Bundesarchiv am Standort Hoppegarten einen eigenen Scanner; die Anschaffungskosten belaufen sich auf rund eine Million Euro. Perspektivisch soll am Standort Koblenz ein weiterer Scanner in Betrieb gehen.

Da im Rahmen des über die Filmförderungsanstalt abgewickelten Förderprogramms Filmerbe jeweils auch ein Exemplar des digitalisierten Films im Bundesarchiv eingelagert werden muss, wird sich das Haus zwangsläufig zum digitalen Film-Langzeitgedächtnis der Bundesrepublik entwickeln. Mit dieser Aufgabe sieht sich das Bundesarchiv über das eigene Vermögen hinaus übermäßig belastet und verlangt einen „fairen Lastenausgleich“ im Rahmen der Haushaltsplanungen. Aktuell umfasst der Speicher des Bundesarchivs für die Sicherung digitaler Filme 10.000 Bänder mit einer Kapazität von je 12 Terabyte, also insgesamt ca. 120 Petabyte – nach einiger Aussage die derzeit größte Anlage Europas im archivischen Bereich.

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